Was bringt die Miniforschung den Schülerinnen und Schülern?

In den 35 Jahren bis 2020 schafften es 305 Schüler des St. Michael-Gymnasiums, zum Teil mehrfach, am Wettbewerb Jugend forscht teilzunehmen. Weshalb haben sie die damit verbundene, beträchtliche Mehrarbeit auf sich genommen? Aus der Sicht von Walter Stein gibt es dafür eine Vielzahl von Gründen. Bei einem Miniforschungsprojekt lernen die Schüler an einem komplexen Problem und nicht, wie im Unterricht, an einem didaktisch reduzierten Problemchen mit Erfolgsgarantie durch den Lehrer. Die dabei auftretenden Schwierigkeiten im theoretischen, praktischen und auch sozialen Bereich erziehen die Schülerinnen und Schüler zu einer realistischen Einschätzung der eigenen Fähigkeiten. Gerade für Gymnasiasten ist es eine besonders wichtige Erfahrung, dass konkretes Handeln stets viel schwieriger ist, als man es sich als Theoretiker vorstellt. Die Frustrationserlebnisse, die hierbei verarbeitet werden müssen, fördern das Durchhaltevermögen und spornen dazu an, eine Vielzahl an Lösungsstrategien zu entwickeln. Die Schüler und die betreuenden Lehrer spüren: Hier wird endlich einmal richtige Physik, Chemie, … gemacht! Versuche mit allen Schmutz- und Dreckeffekten! Gering motivierte Schüler werfen schnell das Handtuch. Die wirklich interessierten und begabten können jedoch entsprechend ihren Begabungen gefördert werden. Da meist in Gruppen geforscht wird, wird automatisch auch die Fähigkeit zur Teamarbeit geschult. Dies ist für den späteren Beruf nicht uninteressant. Auch ist es für viele Miniforscher ein positives Erlebnis, sich in einer Gruppe von Schülern zu befinden, die wissensdurstig sind und die wirklich etwas lernen wollen.

Natürlich darf der Spaß bei der Arbeit nicht zu kurz kommen, denn er ist - sinnvollerweise - der eigentliche Motor, der einen antreibt. Die beste Stimmung entstand seltsamerweise immer dann, als der Stress am größten war. Dies war regelmäßig im Januar der Fall, denn dann mussten die fertiggestellten Arbeiten abgeschickt werden. Aus diesem Grund ist in den Naturwissenschaftsräumen unserer Schule schon manche Nachtschicht eingelegt worden. Stets fanden die Schüler solche unter Terminnot stehenden Nachtschichten spannend und aufregend. Da wird Kaffee gekocht, hier wird noch zu später Stunde Pizza organisiert, das Computerprogramm stürzt ab, es bricht allgemeine Hektik aus, ...

Schließlich schaffen es die Schüler aber doch, eine wettbewerbsreife Arbeit zu erstellen. In ihr müssen sie ihre Versuche und Ergebnisse unter Beachtung der naturwissenschaftlichen Arbeitsweisen sauber gegliedert darstellen. Der Lerneffekt bei der Erstellung einer solch kleinen Diplomarbeit darf nicht unterschätzt werden.

Beim Wettbewerb müssen die Miniforscher dann ihre Forschungsergebnisse auch den Juroren "verkaufen". Ein solcher Vortrag will vorbereitet und geübt sein, zumal man sich auch noch den bohrenden Fragen der Prüfer stellen muss. Ist dies erfolgreich geschafft, so lässt sich bei allen Jungforschern ein Wachstumsschub an Selbstvertrauen feststellen. Da die Schüler häufig auch noch von Presse, Rundfunk und Fernsehen befragt werden, lernen sie es, sich immer besser zu "verkaufen". Eine Fähigkeit, die in ihrem späteren Leben gewiss einen Wert haben wird. Zuletzt sei noch erwähnt, dass die Schüler, die in der Jahrgangsstufe 12 oder 13 am Wettbewerb Jugend forscht teilnehmen, dies auf dem Abiturzeugnis bescheinigt bekommen. Dies kann bei späteren Bewerbungen bares Geld wert sein. Eine besonders gelungene Miniforschungsarbeit kann natürlich auch zum Patent angemeldet werden. Beispiele hierfür sind: "Die Fußmaus" von Moritz Plötzing, "Die kluge Zahnbürste" von Meike Spiess, "Ein neuartiges Beleuchtungssystem für Fahrräder" von Eric Plum, das "GBS-System" von Henrik Krupp, usw.

Was bringt die Miniforschung den Lehrern?

Der wichtigste Grund, interessierte und begabte Schüler am St. Michael-Gymnasium zu betreuen, war und ist für die Betreuungslehrer an erster Stelle der Spaß und die Freude an dieser Arbeit. Hinzu kommt die Überzeugung, etwas Sinnvolles für diese Jugendlichen, die Schule und auch für die Gesellschaft zu leisten. Spaß macht es wirklich, mit interessierten Schülern zu arbeiten, die ohne ausgeklügelte Motivationsphase, freiwillig und ohne Notendruck etwas lernen und erforschen wollen. Von und durch diese Jungforscher lernt auch der Lehrer selbst eine Menge. Für viele Betreuungslehrer ist Jugend forscht eine Art persönlicher Lehrerfortbildung. Man ist als Lehrer stark motiviert, wenn die Schüler wirklich und ehrlich etwas wissen wollen, wenn es ohne Lehrerhilfe einfach nicht mehr weitergeht. Lehrer lernen so einfach mit den Schülern mit, wenn Probleme auftauchen, die die Schüler und sie mit "Unterrichtsstandardwissen" nicht lösen können. Als Lehrer betritt man wieder und wieder fachliches Neuland und dies ist das wirklich Beglückende. Neuland betreten - Abenteuer erleben! Herr Dr. Joachim Bolz vom Paul-Klee-Gymnasium in Overath erklärte Herrn Stein einmal, warum er diese beachtliche Mehrarbeit bei der Betreuung von Jugend forscht Arbeiten auf sich nimmt: "Herr Stein, man entgeht der drohenden Ver(bl)ödung im Schulalltag, da man sich laufend mit neuen, aktuellen Themen beschäftigen muss."

Welchen Nutzen hatte und hat das St. Michael-Gymnasium von der Miniforschung?

Von 1986 bis 2020 konnten die Miniforscher des St. Michael-Gymnasiums vom Wettbewerb Jugend forscht und auch von anderen Wettbewerben zahlreiche, teils hochdotierte Preise mit in die Kurstadt bringen. In der Regionalpresse, im Radio und Fernsehen erfahren die Bewohner des Kreises Euskirchen von diesen Erfolgen der Michaelaner. Wenn mehrere Schulen um Schülerzahlen konkurrieren, kann die öffentliche Darstellung von Leistungsträgern äußerst anziehende Kräfte entwickeln. Dies zeigt sich an der positiven Entwicklung der Schülerzahlen an unserem Gymnasium.

Aber nicht nur nach außen, sondern auch innerhalb des Gymnasiums leisten Miniforscher Beiträge zur Schulentwicklung. Sie zeigen durch ihre Aktivitäten ihren Mitschülern, dass harte Arbeit mit viel Spaß und Freude verbunden sein kann. Dies wirkt sich positiv auf das Lernklima in einer Schule aus und regt auch andere Fachbereiche an, sich an außerschulischen Wettbewerben zu beteiligen. So wird die Lust an Leistung in konkreten Projekten erlebt.

Miniforschungsarbeiten wie das Energiesparprojekt oder die Arbeiten zur Radioastronomie und zur Nanotechnologie machten das St. Michael-Gymnasium weit über die Kreisgrenzen hinaus bekannt. Aber auch das Konzept Miniforschung selbst, lenkte im Rahmen der Lehrerfortbildung der Bezirksregierung Köln den Blick anderer Schulen auf das St. Michael-Gymnasium in Bad Münstereifel. Sogar an der Deutschen Schule in Madrid (DSM) stand das Miniforschungskonzept des St. Michael-Gymnasiums durch Lehrerfortbildungen von Walter Stein Pate für den Wettbewerb DSM forscht, der im Jahre 2001 unter dem Namen "Jugend forscht Iberia" auf alle 11 Deutschen Schulen in Spanien und Portugal ausgedehnt wurde. Im Jahre 2002 nahmen zum ersten Mal Schüler der Iberischen Halbinsel an den Landeswettbewerben Jugend forscht und Schüler experimentieren in Nordrhein-Westfalen teil. 2008 gewann die Deutsche Schule Madrid beim weltweiten Wettbewerb der IHK "Schüler bauen Brücken" mit ihrem Projekt "Jugend forscht Iberia" den mit 15.000 € dotierten 3. Preis, der vom damaligen Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier in Berlin überreicht wurde.

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